Naturschutz vs. Nutzung

Warum einfach Pflanzen noch kein Naturschutz ist

Die romantische Streuobstwiese als Traumbild

Streuobst wird populär

Heute ist Streuobst ein Trendthema. Das freut uns als Streuobstenthusiasten natürlich sehr. Denn so steigt das Bewusstsein für die Bedeutung dieser artenreichsten Kulturlandschaft Europas und wir finden immer mehr Verbündete für unser Anliegen. Immer mehr Naturschutzverbände haben diese Biotope für sich entdeckt; Kommunen nutzen sie als Kompensationsmaßnahmen für Ihre Flächenversiegelung, Vereine und Initiativen schießen aus dem Boden, um Bäume zu pflanzen und etwas Gutes für die Natur zu tun.

Wie sind unsere Bäume eigentlich so alt geworden?

Doch als die Bäume gepflanzt wurden, die wir heute so bewundern und um deren Erhalt wir heute kämpfen müssen, waren diese nicht zum bloßen Naturschutz vorgesehen. Es gab ein ernsthaftes Interesse am Obst und an einer Nutzung. Damit geht ein Verständnis einher, dass Obstbäume keine Wildsträucher oder Waldbäume sind, sondern Kulturpflanzen, die auf eine Nutzung hin gezüchtet wurden und deren Pflege eine notwendige Voraussetzung für ihre Ertragsfähigkeit ist. Denn ein Apfelbaum, der nicht gepflegt wird, der keine Jungbaumerziehung, gelegentliche Düngung und regelmäßige Erhaltungsschnitte bekommt, um den herum die Wiese nicht gepflegt oder beweidet wird, um dessen Verbissschutz sich niemand kümmert, kann nicht alt werden, ordentliche Ernten hervorbringen und den immensen ökologischen Nutzen aufbauen, den wir heute in ihnen erkennen.

Falsch verstandener Naturschutz

Leider haben wir ein Bild der Natur, das den Menschen ausschließlich als Schädling versteht und daraus ergibt sich ein Naturschutz, der uns ausschließen muss. So werden Streuobstwiesen, die als wertvolles Biotop zwar anerkannt werden, über deren Herkunft und Voraussetzungen sich aber wenig Gedanken gemacht wurden, angelegt und dann oft sich selbst überlassen. Oder ein ehrenamtlicher Verein gelobt sich um die Pflege zu kümmern und scheitert an den üblichen Schwierigkeiten des Ehrenamts und des Vereinswesens. So stellen wir heute fest, dass Streuobstwiesen, gerade Neuanlagen verwahrlosen und eingehen, ohne als vielfältige Habitate dienen zu können, von verwendbarem Obst ganz zu schweigen.

“Streuobst”, wie es heute oft zu sehen ist. Vor zehn Jahren angelegt und nicht gepflegt. Nur wenige Bäume überleben die ersten Jahre. Beim ersten Ertrag brechen ganze Äste unter der Last ab.

Schutz durch Nutzen!

Wir von NordAppel kommen ursprünglich aus der Biolandwirtschaft, wo der Idealismus groß ist und mussten auf die harte Tour verstehen, dass, so ernüchternd das auch auf den ersten Blick zu sein scheint, wir Menschen uns nicht um etwas kümmern, von dem wir nicht dauerhaft etwas haben. Die reine Freude an der Natur, an der Arbeit im Freien und das soziale Miteinander des Ehrenamts mögen kurz- bis mittelfristig tragfähig sein, doch der Aufwand und die Kosten übersteigen über kurz oder lang diese hohen Motive in ihrer Kraft. Denn wir sprechen ja bei Hochstämmen von 15 Jahren Pflege, bevor wir es mit ertragsfähigen Bäumen zu tun haben. Die Anlage einer Streuobstwiese ist ein langfristiges, eigentlich generationenübergreifendes Projekt. Damit dieses Projekt nachhaltig funktionieren kann, sehen wir es als notwendig an, den Nutzen, die Bewirtschaftung, ja die wirtschaftliche Nutzung des Streuobstes wieder in den Vordergrund zu stellen, denn diese war es, die unsere alten Wiesen damals motiviert hat und ihre anfängliche Pflege, die es ermöglicht hat, heute vor stolzen Bäumen zu stehen.

Die Wiesen der Zukunft

Wir von NordAppel legen neue Streuobstwiesen so an, dass sie generationenübergreifend wirtschaftlich nutzbar sind und es so auch unsere Nachfolgerinnen Sinn und Nutzen in ihrer Pflege sehen werden. Wir legen dabei unseren Fokus auf robuste alte Mostsorten, die zur Saftproduktion, zur Weinherstellung und anderweitigen Verarbeitung geeignet sind und die ein gemeinsames Erntefenster haben, um eine möglichst wirtschaftliche Ernte zu gewährleisten. Hilf uns dieses nachhaltige Konzept für Streuobst im Norden in die Landschaft zu bringen! Genieße vielfältige Streuobstprodukte oder vielleicht hast Du ein Stück Land, auf dem Du für Dich und Deine Nachkommen so eine Streuobstwiese ermöglichen willst. Wir freuen uns auf diesen Weg zu einer lebendigeren und leckeren Kulturlandschaft im Norden!

Regelmäßige Anwuchskontrolle und eine 7-Jährige, jährliche Jungbaumerziehung schaffen die Grundlage für eine hohe Lebenserwartung.

Quellen und Fakten:

Naturschutz und Nutzung vereinen:
Die Erkenntnis, dass Streuobstwiesen durch Nutzung erhalten werden können, ist nicht neu. Studien zeigen, dass eine Kombination aus naturschutzfachlicher Bedeutung und wirtschaftlicher Nutzung der Schlüssel zum Erhalt dieser Kulturlandschaft ist. 
https://www.hochstamm-deutschland.de/streuobst-bewahren/erhalt-durch-nutzung

Bedeutung für die Artenvielfalt:
Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland. Sie bieten Lebensraum für über 5000 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten. Besonders hochstämmige Obstbäume, die mit zunehmendem Alter Totholz und Höhlen bieten, sind wichtig für viele gefährdete Arten.
https://www.hochstamm-deutschland.de/streuobst-wertschaetzen/oekosystemleistungen

Wirtschaftliche Anreize und Pflege:
Der Erhalt der Streuobstwiesen hängt stark von wirtschaftlichen Anreizen und der Pflege ab. Obstbaumschnittkurse und Pflanzaktionen, wie sie von verschiedenen Initiativen angeboten werden, sind essenziell für die langfristige Pflege und Nutzung dieser Flächen.
Erhalt durch Nutzung Verbraucheranforderungen an die Kommunikation von Streuobstprodukten, 2023

Verbraucherverhalten:

Untersuchungen zeigen, dass Verbraucher bereit sind, höhere Preise für Produkte aus Streuobstwiesen zu zahlen, insbesondere wenn sie den Gesundheitsnutzen, die hohe Qualität und die regionale Herkunft der Produkte schätzen.
Erhalt durch Nutzung Verbraucheranforderungen an die Kommunikation von Streuobstprodukten, 2023

Empfehlungen und Handlungsbedarf:

Der Erhalt von Streuobstwiesen erfordert umfassende Ansätze, die ökologische, ökonomische und soziale Aspekte berücksichtigen. Politische und wirtschaftliche Maßnahmen, wie Förderprogramme und der Abbau bürokratischer Hürden, sind notwendig, um diese wertvollen Kulturgüter zu schützen.
Streuobstbestände in Deutschland, 2024